Die Brennnessel ist eine Heilpflanze, für die mindestens ebenso viele Einsatzgebiete bekannt sind wie etwa für die berühmte Kamille, die hübsche Ringelblume oder den bitteren Löwenzahn. In der Volksmedizin wird die Brennnessel zur Entgiftung und Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren und Diäten sowie bei Müdigkeit und Erschöpfungszuständen empfohlen.
Die Brennnesseln (Urtica) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Sie kommen fast weltweit vor. In Deutschland nahezu überall anzutreffen sind die Große Brennnessel und die Kleine Brennnessel, nur selten auch die Röhricht-Brennnessel sowie die Pillen-Brennnessel.
Brennnessel – ein köstliches Heilkraut
Die Brennnessel: Heil- und Lebensmittel in einer Pflanze
Die Brennnessel wird seit Menschengedenken in vielen Lebensbereichen eingesetzt. In der Heilkunde, wo sie zu den ältesten Heilkräutern der Menschheit zählt, im Gemüseanbau, wo man mit der sog. Brennnesseljauche höchst erfolgreich Gemüse düngt, in der Küche, wo sie in mageren Zeiten die Menschen vor dem Hungertod gerettet hat und sogar in der Textilindustrie, wo man aus den faserreichen Stängeln einst Nesselstoff herstellte.
Bei all dieser Vielseitigkeit wundert es dann doch, dass die Brennnessel von vielen Menschen so eisern bekämpft wird. Mit Hacke, Spaten, Pflug und Chemikalien rückt man ihr zu Leibe – meist erfolglos, da ihr ausuferndes Wurzelgeflecht immer wieder neue Pflanzen entstehen lässt. Sehr viel intelligenter wäre es also, wenn man das unvergleichliche Geschenk der Natur einfach für die eigene Gesundheit nutzen würde.
Heilpflanze Brennnessel
Die Brennnessel ist eine Heilpflanze, für die mindestens ebenso viele Einsatzgebiete bekannt sind wie etwa für die berühmte Kamille, die hübsche Ringelblume oder den bitteren Löwenzahn. In der Volksmedizin wird die Brennnessel zur Entgiftung und Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren und Diäten sowie bei Müdigkeit und Erschöpfungszuständen empfohlen.
Letzteres ist häufig die Folge eines Eisenmangels, der zur Blutarmut (Anämie) führen kann. Gerade den Eisenmangel jedoch kann die eisenhaltige Brennnessel mit Leichtigkeit beheben. Sie liefert – je nach Wuchsort – zwei- bis viermal so viel Eisen wie ein Rindersteak und bis zu dreimal so viel Eisen wie Spinat.
Auch soll die Brennnessel die Leber und die Galle positiv beeinflussen, weshalb schon Paracelsus die unscheinbare Pflanze in Form von Brennnesselsaft bei Gelbsucht (Hepatitis) verordnete. Eine Heilpflanze, die Leber und Galle pflegt, kann natürlich auch die Verdauung optimieren sowie bestehende Verdauungsbeschwerden beheben helfen.
Selbst die Bauchspeicheldrüse – so heisst es – reagiere auf die Brennnessel, was sich in einem ausgeglichenen Blutzuckerspiegel bemerkbar machen soll. Brennnesseltee als Gesichtswasser lindere darüber hinaus Allergien, die sich über die Haut äussern und verbessere auch bei Pickeln, Ekzemen und Akne das Hautbild.
Brennnessel bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Die Brennnessel gehört ausserdem zu einem Therapiekonzept, das 16 Ärzte (für Naturheilverfahren) für die ganzheitliche Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erarbeitet haben. Dieses Therapiekonzept steht auf drei Säulen:
- Schutz der Darmschleimhaut und Regulierung des Stuhls mit Hilfe von Flohsamen
- Stuhlverfestigung und Senkung der Stuhlfrequenz mit Hilfe von gerbstoffreichen Kräutern wie z. B. Blutwurz, Zaubernuss und getrockneter Heidelbeere
- Entzündungshemmung mit speziellen entzündungshemmenden Ölen (z. B. Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl) und entzündungswidrigen Kräuterpräparaten – und genau an dieser Stelle kommt die Brennnessel zum Einsatz (oder auch die Teufelskrallenwurzel, das Süssholz oder der Weihrauch).
- (Zusätzlich können Tees aus beruhigenden, krampf- und blähungswidrigen Kräutern getrunken werden, wie z. B. Kamille, Melisse, Kreuzkümmel und Zimt.)
(aus: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, U. Bühring, 2. Aufl.2009)
Brennnessel bei Arthritis
Auch bei der Therapie sowohl der Arthrose als auch ihrer akuten Form, der rheumatoiden Arthritis kann die Brennnessel aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften höchst wirkungsvoll eingesetzt werden.
So stellte man bei einer Studie der Universitäten Frankfurt und München fest, dass der tägliche Verzehr von 50 Gramm eines Gemüses aus gedämpften Brennnesseln die tägliche Arzneimitteldosis (Diclofenac) von 200 mg auf 50 mg reduzieren konnte. Trotz der niedrigen Dosis verbesserten sich bei den Patienten, die Brennnesselmus assen, die rheumaspezifischen Blutwerte sowie Schmerz, Bewegungseinschränkung und Steifigkeit um 70 Prozent und damit genauso stark, wie bei jenen Patienten, die keine Brennnesseln assen und dafür bei der üblichen Dosis Diclofenac (200 mg) geblieben waren.
Brennnesseln sorgen also für weniger Medikamente und damit für weniger Nebenwirkungen. Gleichzeitig versorgen Brennnesseln natürlicherweise mit Vitalstoffen und Antioxidantien, was wohl kein Medikament von sich behaupten kann.
Brennnessel bei Harnwegsinfekten
Bei Harnwegs– und Prostataerkrankungen kommen die sog. Aquaretika zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Heilpflanzen, die zur Durchspülung der Harnwege verordnet werden und auf diese Weise krankheitserregende Keime ausschwemmen können.
Die Brennnessel ist ein solches Aquaretikum. Ihr hoher Kaliumgehalt sorgt nicht nur für einen basischen, sondern auch für einen verdünnten Urin. Dadurch wird die Harnausscheidung gesteigert, was infolgedessen zu einer kürzeren Verweildauer des Urins (und damit auch zu einer kürzeren Verweildauer der Bakterien im Körper) führt.
Brennnesseltee ist folglich – gemeinsam mit einer reichlichen Wasserzufuhr(!) – das Mittel der Wahl bei Harnwegsinfekten und bei einer Reizblase.
Brennnessel zur Vorbeugung von Blasen- und Nierensteinen
Gleichzeitig beugen Aquaretika wie zum Beispiel die Brennnessel Blasen- und Nierensteinen vor, da bei einem basischen und verdünnten Harn keine steinbildenden Mineralsalze auskristallisieren können.
Brennnessel für die Prostata
Die Brennnesselwurzel ist ferner DAS Phytotherapeutikum bei Prostataerkrankungen wie z. B. der benignen Prostatahyperplasie BPH (gutartige Prostatavergrösserung). In einer sechsmonatigen randomisierten, plazebo-kontrollierten Doppelblind-Studie mit 558 BPH-Teilnehmern zeigte sich, dass in der Brennnesselgruppe 81 Prozent der Patienten von einer signifikanten Besserung ihrer Krankheitssymptome berichteten. In der Placebo-Gruppe dagegen nur 16 Prozent.
Bei Prostatabeschwerden gibt es den sog. IPSS (Internationaler Prostatasymptomescore), mit dem die Intensität der Symptome klassifiziert werden soll. Man geht von sieben Symptomen aus (abgeschwächter Harnstrahl, Nachträufeln, nächtlicher Harndrang, Restharngefühl etc.) und vergibt jedem Symptom zwischen null und fünf Punkte.
Wenn ein Patient nun weniger als 8 Punkte erreicht, dann spricht man von einer BPH mit milder Symptomatik. Bei 8 bis 19 Punkten liegt eine mittlere und bei 20 bis zur Höchstpunktezahl von 35 eine schwere Symptomatik vor. (Meist wird eine Behandlung erst ab ca. 7 Punkte begonnen.)
Im Verlauf besagter Studie sank nun der IPSS in der Brennnesselgruppe von 19.8 auf 11.8. In der Placebo-Gruppe sank der IPSS nur um 1.5 Punkte. Das bedeutet, dass allein die Brennnessel die Symptome so weit verbessern konnte, dass es den Patienten fast so gut ging, dass sie überhaupt keine Behandlung mehr brauchten.
In einer anderen Studie (2005, Engelmann et al.) nahmen die Teilnehmer täglich zwei Kapseln mit je 120 mg Brennnesselwurzelextrakt und 160 mg Sägepalmextrakt über ein halbes Jahr hinweg ein. Ihre einst vorhandenen Harnwegsbeschwerden infolge einer gutartigen Prostatavergrösserung nahmen merklich ab.
Die Forscher schrieben daher in ihrer Schlussfolgerung im World Journal of Urology:
Patienten, die das Brennnessel-/Sägepalmpräparat nahmen, zeigten im Vergleich zur Placebogruppe eine bedeutende Besserung ihrer Beschwerden. Nebenwirkungen gab es keine. Die Verträglichkeit war exzellent. Bei Harnwegsbeschwerden infolge einer gutartigen Prostatavergrösserung ist die Kombination aus der Brennnesselwurzel und der Sägepalme daher als vorteilhaft zu werten – und zwar nicht nur bei mittleren, sondern auch bei bereits ausgeprägten Prostatabeschwerden.
Brennnessel stärkt die Abwehrkraft besser als Echinacea
Echinacea purpurea, der Sonnenhut ist bekannt für seine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem. Daher halten Apotheken für infektanfällige Menschen zahlreiche Fertigarzneimittel aus dem Sonnenhut bereit.
In Wirklichkeit jedoch – so eine Studie (allerdings mit Mäusen) – hat die Brennnessel eine sehr viel stärkere Wirkung auf das Immunsystem als der Sonnenhut – und zwar auf eine Weise, dass sowohl die Antikörperbildung als auch die Aktivität der Fresszellen gestärkt wurde.
Brennnessel senkt den Blutdruck
In der traditionellen Medizin Marokkos wird die Brennnessel bei Bluthochdruck verordnet. Wissenschaftler überprüften daraufhin den Wirkmechanismus der Brennnessel auf die Blutgefässe und stellten auch tatsächlich eine eindeutig blutdrucksenkende Wirkung fest. Die Brennnessel hat offenbar eine entspannende Wirkung auf die Blutgefässe. Die Brennnessel verhindert nämlich eine übermässige Blutgerinnung und hilft damit das Blut zu “verdünnen“.
Brennnesselsamen gegen Unfruchtbarkeit und Impotenz
Während bereits die Blätter und die Wurzel der Brennnessel mit hochkonzentrierten Heil- und Vitalkräften glänzen, vermögen die BrennnesselSAMEN diesen Mikronährstoff-Reichtum noch zu toppen. Aus diesem Grund wurden sie in alten Zeiten fleissig gesammelt und in Phasen der Erschöpfung als Stärkungsmittel gegessen. Sie stärken – erfahrungsgemäss – in einer Intensität, die zu einem mittelalterlichen Brennnesselsamen-Verzehrverbot für Mönche geführt hatte – um deren Keuschheitsgelübde nicht zu gefährden.
In den Samen der Brennnessel finden sich nämlich hormonähnliche Substanzen und Vitamine, die dafür bekannt sind, einer Leistungsschwäche der Geschlechtsorgane zuvorzukommen bzw. eine solche beheben zu können. Doch werden von den winzigen Brennnesselsamen nicht nur Libido, Potenz und Zeugungsfähigkeit (Samenproduktion) auf Vordermann gebracht, sondern auch die Milchproduktion stillender Mütter.
Brennnesselsamen bei Haarausfall
Pferdehändler sollen früher ihren Pferden Brennnesselsamen gefüttert haben, damit sich diese besser verkaufen liessen. Die Tiere bekamen nach kurzer Zeit nicht nur ein dichtes, glänzendes Fell, sondern gewannen enorm an Temperament, so dass sie mit Leichtigkeit die gewünschten Preise erzielten.
Manch einer dachte sich daraufhin, was beim Pferd wirkt, müsste beim Menschen doch ebenfalls Wirkung zeigen. Und tatsächlich werden Brennnesselsamen aufgrund ihres einzigartigen Mikronährstoffspektrums traditionell gegen Haarausfall oder vermindertem Haarwuchs eingesetzt. Man streut die kleinen Samen in Müslis, Suppen und Salate oder nimmt davon täglich ein bis zwei Esslöffel.
Brennnesselsamen sind folglich eines der natürlichsten, ganzheitlichsten und gleichzeitig kraftvollsten Nahrungsergänzungsmittel dieser Erde. Nutzen Sie es!
Die Brennnessel – für Feinschmecker
Da die Brennnessel nicht nur Heilkraft, sondern auch Nähr- und Vitalstoffe in Kombination mit einer cremig-milden Geschmacksnote schenkt, kann sie ganz hervorragend zu köstlichen Gerichten verwandelt werden. Neben Eisen (wie oben erwähnt) enthält sie gleichzeitig äusserst reichlich Calcium (sechsmal so viel wie Kuhmilch).
Die Brennnessel versorgt ferner mit siebenmal so viel Vitamin C wie Orangen und erreicht die Hälfte der Carotin-Menge von Karotten. Da sie sogar bis zu 9 Prozent Eiweiss liefert, ist sie ein Gemüse, das sich sehr gut als Grundnahrungsmittel eignet. In Kriegszeiten trug sie daher immens zum Überleben der Bevölkerung bei. Leider erhielten Brennnesselspeisen aus diesem Grunde die undankbare Bezeichnung “Arme-Leute-Essen“.
Brennnessel in Drei-Sterne-Restaurants
Heute indessen hat sich die Situation gewandelt. Wer die Brennnessel in seiner Küche einsetzt zeigt nicht nur, dass er über ernährungsphysiologische Kenntnisse verfügt und seine Gesundheit zu schätzen weiss, sondern dass er zu den Liebhabern höchster kulinarischer Genüsse gehört.
Spitzenköche in Drei-Sterne-Restaurants servieren ihren Gästen schon fast routinemässig Brennnesselspezialitäten wie Brennnesseltarte, Brennnesselnockerl, gebratene Brennnesseln, Brennnesselrisotto, Brennnesselkuchen, Brennnesselspätzle etc. Ganz so ausgefallen muss es jedoch gar nicht sein. Die Blätter der Brennnessel können auch einfach in wenig Wasser (genau wie Spinat) für wenige Minuten gedämpft, nach Wunsch abgeschmeckt und als Gemüse serviert werden.
Vor den Brennhaaren der Brennnessel muss sich beim Essen übrigens niemand fürchten. Zwar sollten zur Ernte Handschuhe getragen werden, da schon bei einer leichten Berührung die Brennhaare brechen können und daraufhin ihre brennenden Substanzen freigeben.
Sobald die Brennnessel jedoch verarbeitet wird, wie etwa zu Saft, zu Suppen, zu Smoothies, zu spinatähnlichen Gerichten, zu Aufläufen etc., verflüchtigt sich die brennende Wirkung der Brennhaare. Auch ein Rohgenuss im Salat ist möglich. Bereits das Dressing führt zur Deaktivierung der Brennhaare. Sicherheitshalber kann die Pflanze vor der Verarbeitung zu Salaten in ein Tuch gewickelt und einige Male mit dem Wellholz überrollt werden.
Brennnesseljauche für Garten und Landwirtschaft
Tausendsassa Brennnessel ist nicht nur Heil- und Lebensmittel, sondern auch ein im Bio-Gartenbau nahezu unverzichtbares Hilfsmittel. Aus der Brennnessel wird seit vielen Jahrhunderten die legendäre Brennnesseljauche gebraut.
Brennnesseljauche kann von jedermann ohne grossen Aufwand selbst hergestellt werden. Dazu werden Brennnesseln mit Wasser übergossen, an einen warmen Ort gestellt und täglich umgerührt. Die Brennnesseln beginnen zu gären und geben ihre wertvollen Inhaltsstoffe an das Wasser ab. Die entstandene Brühe wird abgesiebt und kann jetzt als natürlicher stickstoffreicher Flüssigdünger, aber auch als Pflanzenschutzmittel gegen Insekten eingesetzt werden.
Gesunde und kräftige Pflanzen, reiche, geschmackvolle Ernten und Gemüse ohne Chemikalienrückstände sind das erfreuliche Ergebnis des konsequenten Brennnesseljauche-Einsatzes.
Frankreich im Brennnesselkrieg
In Frankreich war die Brennnesseljauche verboten. Ende 2005 wurde dort ein Gesetz erlassen (Loi d’Orientation Agricole), das nicht nur die landwirtschaftliche Anwendung der Brennnessel verbot, sondern auch jede Verbreitung von Informationen über die Brennnessel strafbar machte.
In der Praxis bedeutete dies, dass die Medien nicht mehr über die Wohltaten der Brennnessel in der Landwirtschaft berichten durften und dass die Abgabe von Brennnesseljauche nicht legaler war als der Handel mit harten Drogen. Wirde man erwischt oder angezeigt, drohte ein Bussgeld von 75.000 Euro und ein zweijähriger Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen.
Frankreich forderte, dass für die Brennnesseljauche – wie für chemische Spritzmittel auch – eine offizielle Marktzulassung beantragt werden sollte. Dazu wären aufwändige und kostspielige Studien nötig gewesen, die sich bis kein Öko-Landwirt, Öko-Winzer oder Hobby-Gärtner leisten konnte.
Es hiess, man wisse viel zu wenig über die Brennnesseljauche und ihre möglichen Auswirkungen auf die Umwelt oder auch auf Flüsse und Seen. Aus diesem Grunde wurde die Brühe aus der Brennnessel vorsorglich verboten – und mit ihr auch andere traditionelle und seit Urzeiten bewährte landwirtschaftliche Hilfsmittel wie z. B. der Schachtelhalm oder Steinmehle.
Im Jahr 2011 wurde die Verwendung von Brennnesseljauche wieder erlaubt.
Chemie statt Brennnesseljauche?
Bio-Bauern und Bio-Gärtner sollen stattdessen gar nichts verwenden oder eben auf synthetische Düngemittel und chemische Spritzmittel umsteigen. Sie sollen also auf Mittel zurückgreifen, die teilweise nur mit Schutzkleidung und nur bei absoluter Windstille ausgebracht werden dürfen, auf Mittel, die niemals in die Hände von Kindern geraten dürfen und deren Leerbehälter nicht einmal in den normalen Müll gegeben werden dürfen, sondern zum Sondermüll gebracht werden müssen.Diese haben schliesslich eine Zulassung.
Die Anhänger der biologischen Landwirtschaft und die leidenschaftlichen Verfechter der Brennnesseljauche lassen sich das nicht gefallen. Sie kämpfen für die Brennnessel und für Gärten ohne Chemie. In Frankreich ist der “Brennnesselkrieg“ ausgebrochen.
Die Brennnessel: Opfer der Bürokratie
In vielen anderen Ländern rund um Frankreich aber (z. B. Deutschland, Österreich, Spanien,…) ist die Brennnesseljauche nach wie vor im Einsatz – und zwar vollkommen legal. Was ist der Unterschied zwischen französischer Brennnesseljauche und deutscher oder spanischer Brennnesseljauche? Es gibt keinen Unterschied. Brennnesseljauche ist Brennnesseljauche.
Nur leider gehört die Brennnesseljauche in Frankreich zu den sog. Phytopharmazeutika und in Deutschland zu den “Pflanzenstärkungsmitteln”. Für Phytopharmazeutika gelten die üblichen Zulassungsvorschriften, für Pflanzenstärkungsmittel nicht.
Zusammengefasst bedeutet das: Chemische Pestizide, deren Giftigkeit auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt nachweislich bekannt ist, die aber zugelassen sind (weil deren Hersteller die nötigen Studien bezahlen konnten), dürfen bedenkenlos eingesetzt werden.
Die Brennnesseljauche aber, die Menschen seit Jahrhunderten heilt, nährt und dabei hilft, gesunde Lebensmittel hervorzubringen, wird (in einem einzigen Land) verboten, weil sie – von wem auch immer – in die falsche Kategorie verschoben wurde.
Fazit: Geben Sie der Brennnessel einen Platz in Ihrem Garten und nutzen Sie die unscheinbare Pflanze! Trinken Sie Brennnesseltee, geniessen Sie Brennnesselgemüse, knabbern Sie Brennnesselsamen und giessen Sie Ihre Pflanzen mit Brennnesseljauche – natürlich nur, wenn Sie nicht in Frankreich leben…
Quellen:
- Borsuk OS et al., “Effects of drugs of plant origin on the development of the immune response.” Bull Exp Biol Med. 2011;151(2):194-196. [Quelle als PDF]
- Testa L et al., “Cardiovascular effects of Urtica dioica L. (Urticaceae) roots extracts: in vitro and in vivo pharmacological studies” J Ethnopharmacol 2002;81(1):105-109 [Quelle als PDF]
- Chrubasik S et al., “Evidence for antirheumatic effectiveness of Herba Urticae dioicae in acute arthritis: A pilot study” Phytomedicine 1997;4(2): 105-108 [Quelle als PDF]
- Safarinejad MR “Urtica dioica for treatment of benign prostatic hyperplasia: a prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled, crossover study.” J Herb Pharmacother. 2005;5(4):1-11. [Quelle als PDF]
- ASsociation pour la PROmotion des Préparations Naturelles Peu Préoccupantes (Verein zur Förderung der natürlichen und weniger bedenklichen Präparate) [Quelle als PDF]
- University of Maryland Medical Center “Stinging nettle” (Brennnessel) [Quelle als PDF]
- Mekhfi H, El Haouari M. Legssyer A, “Platelet anti-aggregant property of some Moroccan medicinal plants“, Journal of Ethnopharmacology, Oktober 2004, (Thrombozytenaggregationshemmende Eigenschaft von einigen marokkanischen Heilpflanzen) (Studie als PDF)
- Konrad L, Müller HH, Lenz C et al., “Antiproliferative effect on human prostate cancer cells by a stinging nettle root (Urtica dioica) extract“, Planta Med, Februar 2000, (Antiproliferativer Effekt auf menschliche Prostatakrebszellen durch Brennnesselwurzelextrakt) (Studie als PDF)
- Engelmann U, Lopatkin N et al., Long-term efficacy and safety of a combination of sabal and urtica extract for lower urinary tract symptoms – a placebo-controlled, double-blind, multicenter trial, World J Urol, Juni 2005, (Langfristige Wirkung und Sicherheit der kombinierten Einnahme von Sägepalmextrakt und Brennnesselwurzelextrakt bei Harnwegssymptomen – eine plazebokontrollierte doppelblinde multizentrische Studie), (Studie als PDF
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