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7 Fragen über nachhaltigen Konsum an Christian Mangold -Experte für nachhaltiges Konsumverhalten

7 Fragen über nachhaltigen Konsum an Christian Mangold -Experte für nachhaltiges Konsumverhalten

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Hier sind 7 Fragen über nachhaltiges Konsumverhalten.

Welche Faktoren beeinflussen das Kaufverhalten von Konsumenten in Bezug auf nachhaltige Produkte?


Das ist meines Erachtens individuell sehr verschieden und hängt davon ab, inwieweit sich die Konsumenten der Auswirkungen ihrer Konsumentscheidungen bewusst sind. Der wichtigste Faktor für die meisten Menschen ist der Preis. Nachhaltige Produkte sind häufig teurer, weil sie meistens ehrlich sind. Nicht nachhaltige Produkte sind in der Regel nur so günstig, weil sie  Kosten für Gesundheits- und Umweltschäden auf die Allgemeinheit abwälzen. Wenn man sich dessen bewusst ist, ist es eine Frage der Prioritäten, wofür ich mein Geld ausgebe. Es gibt jedoch eine zunehmende Zahl von Menschen, die so wenig Geld zur Verfügung haben, dass sie keine wirkliche Wahl mehr haben.

Wie wichtig ist es für Konsumenten, dass Unternehmen eine nachhaltige Produktion und Lieferkette gewährleisten?

Ich denke, die meisten Menschen würde auf diese Frage antworten, dass es ihnen wichtig ist. Die Bereitschaft, dafür den entsprechenden Preis zu zahlen, hängt wie oben schon erwähnt vom Bewusstseinsstand und den finanziellen Möglichkeiten ab. Nach meiner Beobachtung machen sich jedoch immer noch zu wenige Menschen überhaupt Gedanken darüber, weil sie mit den Herausforderungen ihres Lebens ziemlich beschäftigt sind.

Welche Rolle spielen Siegel und Zertifizierungen für Konsumenten bei der Auswahl nachhaltiger Produkte?
Aktuell spielen sie noch eine große Rolle, wobei eine gewisse Erfahrung hilfreich ist, um nicht falschen oder wachsweichen Siegeln auf den Leim zu gehen. Irgendwann entwickelt man ein Gespür dafür, welche Unternehmen vertrauenswürdig sind. Großkonzerne sind es in der Regel nicht. In meiner Vision einer Welt, in der alle Menschen untereinander und mit der Erde in Frieden und im Einklang leben, kommen Siegel und Zertifizierungen nicht mehr vor, weil sie schlichtweg nicht mehr notwendig sind.


Wie können Konsumenten ihren Einfluss auf Unternehmen und Politik ausüben, um Nachhaltigkeit zu fördern?
Einen Einfluss auf die Politik halte ich nach über 30 Jahren Beschäftigung mit Politik und Weltgeschehen im Allgemeinen sowie mit Nachhaltigkeit im Besonderen aktuell nicht für möglich, da die Entscheider auf Bundes- und EU-Ebene ausschließlich den Interessen der Großkonzerne dienen. Was zum Wohle der Bevölkerung ist, spielt keine Rolle. Den Einfluss auf die Unternehmen halte ich jedoch für sehr groß. Ich sage immer wieder:

Wir können jeden Tag mit unserem Geldbeutel abstimmen, egal wie groß er ist.

Durch bewusste Konsumentscheidungen oder durch bewussten Nicht-Konsum können wir “Nein” sagen zu jeglicher Form von Ausbeutung und “Ja” zu fairen und ehrlichen Produkten, bei denen niemand in der Wertschöpfungskette verliert.

Welche Möglichkeiten haben Konsumenten, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltigere Verhaltensweisen zu fördern?
Wir leben in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Produkte können noch so vermeintlich nachhaltig hergestellt werden, wenn sie nicht gleichzeitig langlebig sind, werden dennoch Ressourcen verschwendet. Am Beispiel Kleidung heißt das konkret: “Fair Fashion” und “Fast Fashion” gleichzeitig geht nicht – zumindest nicht, wenn es nachhaltig sein soll. Wenn wir also bei allen Gebrauchsgütern auf Langlebigkeit achten und versuchen, nur noch Dinge kaufen, die das Potential zum Lieblingsstück haben, machen wir schon einen großen Unterschied. Der größte Hebel ist meines Erachtens jedoch die Ernährung. Naturbelassene, regional produzierte und möglichst unverarbeitete Lebensmittel aus bäuerlicher Landwirtschaft (mit oder ohne Bio-Siegel) reduzieren unseren ökologischen Fußabdruck enorm.

Welche Hindernisse sehen Konsumenten bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit und wie können sie überwunden werden?
Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Ein Mangel an Informationen kann uns also nicht daran hindern, uns nachhaltiger zu verhalten. Im Gegenteil: Ich bin der Meinung, dass sogar oftmals die Informationsflut das größte Hindernis ist. Weil sie uns im Alltag völlig überfordert. Deshalb ist es wichtig, einen inneren Kompass für nachhaltiges Verhalten zu entwickeln, der einem den Weg weist. Mit meinem Buch “Die Nachhaltigkeits-Falle – Welt retten geht anders” möchte ich Menschen dabei unterstützen.


Wie wichtig ist es für Konsumenten, dass Nachhaltigkeit auch in der Verpackung von Produkten berücksichtigt wird?
In unserer arbeitsteiligen Welt kommen wir an vielen Stellen nicht mehr ohne Verpackungen aus, auch wenn wir selbst die Menge an Verpackungen, die für unseren Konsum notwendig sind, durchaus beeinflussen können. Deshalb ist es selbstverständlich sehr wichtig, dass die Unternehmen ihre Verpackungen optimieren und so ressourcenschonend wie möglich gestalten. An Möglichkeiten dazu mangelt es gewiss nicht.

Christian Mangold
Experte für nachhaltiges Konsumverhalten

https://christian-mangold.de


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