LongCovid ist eine Erkrankung, die Menschen betrifft, die sich von COVID-19 erholt haben, aber weiterhin Symptome wie Müdigkeit, Atemnot und Kopfschmerzen aufweisen . Manuel Weingartner ist einer der vielen Menschen, die wegen LongCovid leiden. Seine Frau erkrankte an COVID-19 und hat seitdem mit den Symptomen von LongCovid zu kämpfen. Die Familie Weingartner hat Schwierigkeiten, mit den Auswirkungen von LongCovid auf ihr Leben umzugehen. Manuel Weingartner beschreibt, wie schwierig es ist, seine Frau und Kinder zu unterstützen, während er gleichzeitig versucht, seine Arbeit und sein eigenes Leben aufrechtzuerhalten.
- Was hat dich dazu bewogen, über Long Covid zu schreiben und dich für die Anliegen der Betroffenen einzusetzen?
Bereits Ende 2020 und im Verlauf des Jahres 2021 habe ich mehrere Dokumentationen über Menschen gesehen, die von Long Covid betroffen sind. Ich war schockiert, wie unterschiedlich und schwerwiegend diese Krankheit das Leben der Betroffenen beeinträchtigen kann, nachdem sie an Covid-19 erkrankt waren. Infolgedessen begann ich, Tweets zu verfassen, die sich an die Politik richteten, um auf die Dringlichkeit dieses Themas hinzuweisen und ernsthafte Massnahmen zu fordern.
Anfang 2022 wurde auch meine Familie von Covid-19 infiziert, und seitdem, also seit 20 Monaten, leidet meine Frau an Long Covid, genauer gesagt an der chronischen Variante von ME/CFS. Dadurch bin ich indirekt ebenfalls von dieser Krankheit betroffen, da die schweren Auswirkungen von Long Covid, die meine Frau erlebt, das gesamte familiäre Umfeld stark beeinflussen.
Aus diesem Grund habe ich begonnen, nicht nur Tweets zu diesem Thema zu verfassen, sondern auch ausführliche Texte zu schreiben, Interviews zu geben usw. Oftmals fehlt es den Betroffenen selbst an der Kraft, um eine grössere Aufmerksamkeit für das Thema zu erreichen, daher setze ich mich dafür ein und möchte dazu beitragen, dass Long Covid und ME/CFS mehr Aufmerksamkeit und Verständnis in der Öffentlichkeit finden.
- Wie bist du an die Informationen und Erfahrungen gekommen, die du in deinem Text teilst?
Aufgrund der Krankheit in unserer Familie fliessen viele persönliche Erfahrungen in meine Texte ein. Darüber hinaus stehe ich in engem Kontakt mit vielen Menschen, die an Long Covid und ME/CFS erkrankt sind, und wir tauschen uns auf verschiedenen Wegen aus. Wenn man selbst direkt oder indirekt von diesen Erkrankungen betroffen ist und die erforderliche Energie aufbringen kann, wird man oft zumr Forscherin im eigenen Recht. Ich durchforste das gesamte Internet nach Informationen zum Thema. Das beinhaltet das Lesen aktueller Studien, die Teilnahme an virtuellen Podiumsdiskussionen (als Zuschauer) und das Studieren zahlreicher Erfahrungsberichte von Erkrankten in verschiedenen Foren.
- Wie siehst du die Rolle der Medien und der Öffentlichkeit in Bezug auf Long Covid?
Die Medien und die Öffentlichkeit spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung über Long Covid, der Sensibilisierung für die Krankheit, der Schaffung von Empathie für Betroffene und der Förderung von Forschung und politischer Unterstützung. Sie können Mythen abbauen, politischen Druck erzeugen und dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Was sind die grössten Herausforderungen und Hindernisse, denen sich Long Covid Patient*innen gegenübersehen?
Hier gibt es leider so viele Punkte. Wo fange ich nur an. Ich versuche es zusammenzufassen: Die grössten Herausforderungen für Long Covid-Patientinnen sind natürlich die anhaltenden körperlichen Symptome, Schwierigkeiten und Dauer bis zur Diagnose und Anerkennung von Ärztinnen, begrenzter Zugang zur Gesundheitsversorgung (weil aktuell bis heute keine heilende Therapie vorhanden ist), soziale Isolation, Arbeits- und finanzielle Probleme, Unsicherheit über den Krankheitsverlauf sowie Forschungslücken zur Ursache und Behandlung.
- Wie könnte man ihnen besser helfen und sie unterstützen?
Um Long Covid-Patientinnen besser zu unterstützen, ist politisches Handeln entscheidend. Dies erfordert Massnahmen zur Verbesserung der Diagnose, des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, der sozialen Unterstützung und der Arbeitsanpassungen. Zudem ist eine verstärkte Forschungsförderung notwendig. Die Politik kann eine zentrale Rolle bei der Koordinierung dieser Bemühungen spielen und sollte auf die Bedürfnisse und Anliegen von Long Covid-Patientinnen reagieren.
- Wie beurteilst du den aktuellen Stand der Forschung zu Long Covid? Gibt es vielversprechende Ansätze oder Erkenntnisse, die Hoffnung machen?
Als direkt/indirekt Betroffene*r kann es gar nicht zu schnell gehen. Die Leute leiden oft schon seit Jahren (gewisse mit ME/CFS schon mehrere Jahrzehnte). Durch Long Covid geht es wenigstens in den letzten Monaten endlich vorwärts mit diversen Studien. In der Schweiz laufen aktuell zwei Studien, in Deutschland sind sie vor allem im Charité Berlin an vielen Studien, die Ursache und Bekämpfung zu erforschen und viele andere Länder sind dran. In der Schweiz sind ca. 60’000 Menschen schwer davon betroffen. In Deutschland sind es 600’000. Weltweit mehrere Millionen. Alle diese Menschen warten auf das Heilmittel, welches ihnen wieder ihr Leben zurückgibt. Ist es das BC007, welches aktuell in Deutschland auch (endlich) in Studien erforscht wird? Viele hoffen es. Wir auch. Wenn es das Wundermittel ist, dauert es dann trotzdem noch mehrere Jahre, bis es für alle auf dem Markt ist. Es braucht so unendlich viel Geduld. Und viele werden diese Warterei nicht überleben. Darum hoffe ich so sehr, dass der Pace der Studien nicht abnimmt, und wir in ein paar Monaten/Jahren endlich ein Medikament haben, dass den Millionen von leidenden Menschen helfen kann.