Wer sind Sie und wieso sind Sie am WorldWebForum?
Ich bin hier als Chef von LeShop.ch, dem grössten Online-Supermarkt der Schweiz. Mit ihm habe ich in den letzten 14 Jahren eine unglaubliche Entwicklungs-Geschichte erlebt. Davon erzähle ich am WWForum. Von unserer Leidenschaft für den Online-Handel, warum wir Erfolg haben und wohin unsere Reise geht.
Migros ist ein M besser und COOP macht Taten statt Worte. Was ist bei LeShop anders resp. besser (nachhaltiger) als bei COOP@home?
Ich bin überzeugt, dass wir beide einen Beitrag zum nachhaltigeren Einkaufen leisten. Seit es LeShop.ch gibt, haben wir alles daran gesetzt, ökologisch zu arbeiten. Die Heimlieferung verursacht deutlich weniger CO2-Verbrauch als der motorisierte Individual-Einkauf. Tatsächlich unterscheiden wir uns in gewissen Punkten. So garantieren wir eine ununterbrochene Kühlkette, ohne dazu eine Flotte von Kühlwagen zu betreiben. Die Idee mit den Eiselementen in den Kühltaschen ist einfach, praktisch und so ökologisch wie möglich.
In welchem Umfang nutzen Sie selber LeShop?
Meine Freizeit will ich in vollen Zügen mit meiner Frau und den beiden Söhnen geniessen. Kein Parkplatzsuchen, kein Schlange stehen. Lieber besuche ich am Samstag den Markt oder meinen Lieblingsmetzger. Und bestelle alles was geht online, Lebensmittel, Kleider, Bücher etc.. Aber ich bin ein Detailhändler durch und durch – da besuche ich natürlich auch regelmässig Supermärkte oder teste oft Mitbewerber. 😉
Wird sich Ihrer Meinung nach LeShop DRIVE durchsetzen?
Wir betreiben momentan bereits zwei Pilotstandorte. Der erste in Studen bei Biel feiert im Oktober bereits den dritten Geburtstag. In ihm sehen wir heute ein ganz klares «Proof Of Concept». Natürlich glauben wir an diese neue, flexible Art des Einkaufs. Der französische Markt macht es vor: Dort machen heute die über 3’000 Drives einen Detailhandels-Marktanteil von 4,5 Prozent oder knapp 5 Milliarden CHF Jahresumsatz aus – alleine in den letzten 10 Monaten wurden über 500 Standorte eröffnet Das ist massiv. Drive setzt sich durch und wir sind der erste und wichtigste Treiber des Themas in der Schweiz.
Bereits 37 Prozent der Einkäufe kommen von einem Smartphone oder Tablet. Wird sich dieser Trend fortsetzen?
Keine Frage. Wir haben dies schon vor Jahren vorausgesehen. Das Tempo dieser Entwicklung und dieser grosse Anteil sind aber schon erstaunlich.
Sie waren als Group Brand Manager für Nestlé in Sri Lanka tätig. Was vermissen Sie?
Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück. Sie hat mich sehr geprägt. Dort habe ich vieles von dem gelernt, was ich heute als Unternehmer täglich brauche: Beharrlichkeit, Menschenkenntnis, Neugierde, sowie Offenheit und pragmatische, kreative Arbeitsweise.
Wie lange waren Sie in Sri Lanka?
Ich habe während 3 Jahren in Sri Lanka gelebt und gearbeitet. Aber es kam mir vor wie wenige Wochen.
Was kann die Schweiz von Sri Lanka lernen?
Sri Lanka wurde jahrzehntelang von einem Bürgerkrieg geschüttelt und leidet noch heute unter den Folgen. Von den Menschen in Sri Lanka können wir viel lernen über Menschlichkeit, Demut und Bescheidenheit und die Kreativität, jeden Tag mit einem minimalen Einkommen auszukommen – und trotzdem mit Freude und Freundlichkeit durchs Leben zu gehen.
Wie sind Sie mit der direkten Konfrontation mit Armut umgegangen und wie hat Sie dies geprägt?
Natürlich ist die Armut allgegenwärtig. Und das Gefälle zwischen Arm und Reich sehr gross. Aus den bereits genannten Gründen habe ich einen riesigen Respekt und Hochachtung vor der lokalen Bevölkerung. Trotz ihrer Armut leben diese Menschen mit einer gewissen Würde. Toleranz und Offenheit sind mir auch in der Schweiz wichtig – das will ich meinen beiden Söhnen unbedingt mit auf den Weg geben.
Was halten Sie von diesem Video:
Das Video gefällt mir. Und ich bin überzeugt, dass wir «Good Business» machen. Jeden Tag arbeiten wir an unserer Vision, den Menschen das Einkaufen zu erleichtern. Wir haben schon viel erreicht – und noch ganz viel vor. Unser Geschäft ist sehr echt, bodenständig, nah beim Menschen. Da ist kein Spielraum für den im Video erwähnten «Bullshit». Das ist mir auch persönlich wichtig.
Wie können Sie LeShop profitabel und nachhaltig zugleich machen ohne die Kunden zu unnützen Einkäufen zu verführen?
Ich masse mir nicht an, über Sinn und Unsinn von gewissen Produkten zu entscheiden. Kaum jemand lebt in der Schweiz in völliger Askese. Das Empfinden extrem individuell. Aber natürlich pflegen wir unser Sortiment sehr sorgfältig und haben einen grossen Anteil an Bio- und Frischprodukten. Das wird von unserer Hauptzielgruppe – die berufstätige Mutter – übrigens auch sehr stark nachgefragt.
Haben Sie die Absicht ihre CO2-Produktion zu neutralisieren? Die Zusammenarbeit mit der SBB geht zumindest in diese Richtung…
Bei uns kann jeder Kunde seine Umweltbilanz beim Online-Einkaufen in seinem individuellen Umweltkonto messen und einsehen. Das bringt Transparenz. Des weiteren garantieren wir unseren Kunden eine positive oder zumindest ausgeglichene CO2-Bilanz. Hierzu arbeiten wir eng mit der Klimaschutzorganisation myclimate zusammen. Sollte ein Kunde eine negative Bilanz aufzeigen, kompensieren wir diese seit Jahren durch CO2-Zertifikate.
Kennen Sie www.newTree.org ? was halten Sie davon?
Soeben kennen gelernt. Mir gefällt der Slogan «Bäume sind Leben». Und ich bin sehr dankbar für das Engagement von NPO’s wie dieser. Sie nehmen eine extrem wichtige Funktion ein in der Information, der Sensibilisierung und dem Umweltschutz.
Was denken Sie über den www.respect-code.org wäre diese Art der Rückverfolgbarkeit und Transparenz der Supply-Chain bei ihrem Produktesortiment möglich und sinnvoll?
https://www.youtube.com/watch?v=gVFOkNXwTq4
Dieses Tool für die Rückverfolgbarkeit von Gütern ist webbasiert und passt daher durchaus zu unserer Idee des Online-Einkaufens. Der Einkauf von Frischprodukten, Gemüse etc. ist ein Geschäft mit dem Vertrauen und die Rückverfolgbarkeit darum per se wichtig. Darum ist sie auf jeden Fall sinnvoll. Dieses Angebot scheint mir auch sehr professionell aufgebaut und einfach in der Anwendung.
Gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht für LeShop? (Habe keinen online gefunden)
Als Migros-Tochter können wir hier auf die Unterstützung der Nachhaltigkeits-Spezialisten im Mutterhaus zählen. Unsere Werte fliessen in die Nachhaltigkeits-Berichterstattung der Migros ein.
Besten Dank für das Interview… Hier noch eine Doku über Sri Lanka…
★ Sri Lanka ★ Das Paradies im Indischen Ozean (Doku 2014)
https://www.youtube.com/watch?v=1fPMI_tZ7Lw